Weißt du, wann ich das erste Mal echte Reue gespürt habe?
Als meine wichtigste Lebenslehrerin starb – und ich ihr nicht mehr sagen konnte, wie sehr sie mein Leben geprägt hat.
Sie hat einem Haufen Kinder das Leben erklärt, ohne je zu moralisieren.
Sie hat Werte gepflanzt, lange bevor wir wussten, was ein Wert überhaupt ist.
Sie hat uns gezeigt, dass Zusammenhalt nicht erklärt werden muss – sondern spürbar wird, wenn der Schwächste gestützt wird, ohne dass jemand über ihn spricht.
Sie hieß Annelie Cohn.
Wir nannten sie Cohni.
Und sie war der Beginn meiner Geschichte.
Der wahre Ursprung der Wise Leader Academy.
Der Stuhlkreis – Mein erstes Leadership-Training
Wenn etwas in der Klasse passierte – Streit, Schimpfworte, Ausgrenzung –
rief Cohni uns zusammen in den Kreis.
Ein heiliger Raum für Wahrheit. Nicht, weil es jemand gesagt hätte. Sondern, weil wir es spürten. Trafen wir uns im Kreis, trafen sich präsente Kinderaugen, die Verbindung zu sich selbst suchten, indem sie sich im anderen spiegelten.
Nur wer die magische Klangkugel in der Hand hielt, durfte sprechen.
Alle anderen: Zuhören. Wirklich zuhören.
Wir lernten, dass Zuhören ein Akt der Würde ist.
Dass Worte Macht haben.
Und dass echte Autorität nichts mit Lautstärke zu tun hat.
Cohni konfrontierte uns – nie strafend, aber immer klar.
Sie brachte selbst die schlimmsten Schimpfworte, die wir uns in den Pausen entgegen schmetterten, in den Kreis.
Lies uns gemeinsam spüren, was sie bedeuten. Und warum sie uns nichts nützen, wenn wir zu reifen Menschen heranwachsen wollten. Wir unterhielt uns, wir debattierten, wir stritten und wir lachten. Vor allem lernten wir, den Kreis für andere zu halten und ihm aufmerksam zuzuhören.
Was sie tat, war Bildung im ursprünglichsten Sinne: Sie bildete uns. Nicht für Noten. Fürs Leben. In ihren Zeugnissen schrieb sie uns am Ende des Jahres eine sanft-klare Zusammenfassung darüber, wie unser Charakter sich formte, was unsere Schwächen waren, die es zu stärken galt, und was unsere Stärken waren, die es auszuarbeiten galt.
Der Moment, der mir den Boden unter den Füßen nahm
Als ich den Impuls verspürte, mich als Erwachsene bei ihr zu bedanken, erfuhr ich, dass sie nicht mehr da war.
Nicht geistig. Und bald nicht mehr körperlich.
Ich hatte zu lange gewartet. Und da war es: Reue.
Nicht als Gedanke, sondern als körperliche Welle. Heiß, schmerzhaft, lähmend.
Ich bereute das Unausgesprochene. Den verpassten Moment der Würdigung.
Die versäumte Umarmung. Das tiefe Wissen:
Dieser Mensch – dieser gesunde Seelen Kompass – ist jetzt nicht mehr greifbar, überrollte mich.
Cohni war für mich der Archetyp der weisen Mentorin.
Die gerechte Richterin, die sich weder zur einen, noch zur anderen Seite ziehen lässt.
Die, die Dich zart zurückruft, wenn Du Dich selbst verlierst.
Die Dich lauthals konfrontiert – damit Du Dich wieder erinnern kannst,
wer Du wirklich bist.
Der Verlust war mehr als persönlich. Er war symbolisch.
Er war der Abschied meiner ewigen stillen Heldin, der Verkörperung von Wahrheit in einer Welt voller Filter.
Was bleibt, ist der Kreis.
Ich konnte mich nicht bei Cohni bedanken, weil ich einen wichtigen Zeitpunkt verpasst habe. Aber ich darf etwas weitergeben. Etwas, das aus meinem Schmerz geboren wurde, als Cohni die Erde verließ. Wir brauchen mehr Cohnis Welt. Wir brauchen Menschen, die Kreise öffnen, halten und liebevoll führen.
Die Wise Leader Academy ist keine Marke. Sie ist ein Kreis. Ein Ruf nach gelebter Integrität. Ein Raum, in dem Menschen zusammenkommen, um nicht perfekt zu sein – sondern wahrhaftig. Um Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für sich selbst, sondern für den Ton, der in der Welt mitschwingt.
Cohni lebt in jedem Kreis, den ich heute halte. In jeder Frage, die ich stelle.
In jedem Moment, in dem ich nicht wegsehe, wenn es unbequem wird.
Sie ist mein innerer Kompass geblieben. Und dieser Kompass hat mich zur Gründung der Wise Leader Academy geführt.
Danke, Cohni. Danke für alles.
Du hast mir beigebracht, dass der Moment für Wahrheit immer jetzt ist.
Und wenn Menschen heute in meine Kurse kommen, meine Begleitung suchen,
sich auf ihre Heldenreise begeben, dann sitzen sie – auch wenn sie es nicht wissen –
in einem Kreis, der damals begonnen hat und halten eine kleine klimpernde Kugel in der Hand.